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2016 besichtigte Andreas Müller, Architekt und Bauherr, das damals unscheinbare Anwesen in besonderer Lage am Waldrand in Mönchspoint im Chiemgau. Der Reiz mit dem Bestand und der Verantwortung unsere Kultur und Bautradition behutsam umzugehen festigte sich zu einer grundlegenden Haltung gegenüber dem Ort sowie dem Gebäude. Dies war am Ende ausschlaggebend für den Zuschlag. Nach über zwei Jahren der rücksichtsvollen Erkundung und in eigenständiger Freilegung
der alten Bausubstanz hat sich ein Abriss dieses geschichtsträchtigen Gebäudes als keine Lösung offenbart - auch wenn zu diesem Zeitpunkt noch nicht klar war, wie viel Rückbau erforderlich sein wird und welche Herausforderungen auf das
Team zukommen. Mit viel Eigenleistung, unterstützt von Freunden, folgte dann der Rückbau sowie die intensive Planungs- und Genehmigungsphase, die bis 2021 andauerte. Aufgrund der Lage im Außenbereich, nach § 35 Baugesetzbuch, von Bayern mussten strenge Vorgaben erfüllt werden. Einzuordnen ist das Bauvorhaben in “Änderung oder Nutzungsänderung von erhaltenswerten, das Bild der Kulturlandschaft prägenden Gebäude” gemäß §35 Abs. 4 Satz 1 Nr. 4 BauGB. Außen sollte das Gebäude in seiner historischen Form erhalten bleiben, während im Inneren eine freie Gestaltung möglich war. Dank eines alten Fotos konnten die ursprünglichen Fensterformate in der Planung wieder berücksichtigt werden, anstatt die veränderten liegenden Maße aus den 1980er Jahren beizubehalten.
Historischer Kontext
Die Haus- und Hofstelle in Mönchspoint blickt auf eine lange Geschichte zurück. In den Jahren des Zweiten Weltkrieges wurde aus Hungersnot und dem Bedürfnis eigene Landwirtschaft zu betreiben das Haus um die Tenne und den Stall erweitert. Das
Gebäude wurde teilweise als Holzblockbau nach alter Tradition und Bauwerkskunst errichtet, ausserdem wurden alte Mauerstücke der nahegelegenen, zerstörten Burg Törring verbaut. Ein historischer Text, den wir auf einer alten Schrifttafel im
Dachboden gefunden haben, gibt einen weiteren Einblick in die Geschichte des Ortes: „Etwa 200m nördlich von hier stand auf beherrschender Höhe die Stammburg der Grafen von Törring die im Jahre 1421 von dem Bayernherzog Heinrich dem Reichen von Landshut in seiner Fehde mit Kalpar dem Törringer zerstört worden ist. Die Kapelle der Burg Törring wurde damals von Benediktiner-Mönchen aus dem Kloster Michaelbeuren bei Salzburg versorgt. Die Mönche wohnten hier, wo wir jetzt stehen. Daher trägt dieser Flur den Namen Mönchspoint. In der Talmulde westlich dieses Hauses befand sich der sogenannte Hungerbrunnen. Die Mulde war in manchen Jahren vollkommen trocken, in anderen Jahren füllte sie sich mit Wasser und bildete einen Weiher. Dieser Erscheinung wurden früher weissagende Kräfte zugemessen. Hoher Wasserstand
soll nasse und unfruchtbare Jahre angezeigt haben. Daher kam der Name " Hungerbrunnen.“
Erhalt und Aufwertung des Bestands
Die ursprüngliche Bauweise bediente sich ausschließlich natürlicher Materialien der Umgebung, wie Holz, Kalk, Kies, Lehm, Sand und Steine. Bereits bei der Entkernung war klar, dass wir bei der Sanierung möglichst auf die heute übliche Produktpalette der Bauindustrie verzichten möchten. Altes wiederzuverwenden und möglichst wenig ungesunde Spuren zu hinterlassen, war unser erklärtes Ziel – um auch den nächsten Generationen an diesem Ort den Sondermüll zu ersparen.
Eine der größten technischen Herausforderungen war die Tatsache, dass die bestehenden Außenwände ein neues Tragwerk nicht gehalten hätten. Deshalb wurde ein „Haus im Haus“ Konzept umgesetzt: Ein neues, inneres Tragwerk wurde aufgebaut, das keinerlei Verbindung zu den alten Holzblockwänden eingeht. Dieses neue statische System bildet auch das Auflager für den neuen Dachstuhl. Die gestalterische Herausforderung bestand darin, die Anschlüsse zwischen den neuen und alten Elementen harmonisch zu lösen und gestalterisch eine Einheit zu bilden. Durch viele Experimente und Materialversuche, vor allem mit Kalk- und Lehmanstrichen, wurden respektvolle und ausgewogene Lösungen entwickelt. Hier konnten wir auf eine sehr nahegelegene Kiesgrube und auch eine Kalkquelle wenige km entfernt zurückgreifen. Sämtliche alte Balken wurden händisch gebürstet, gereinigt und mit Leinöl gestrichen. Küche, Einbauten, Türen sowie ein Teil der Absturzsicherungen wurden ressourcenschonend aus eigenem Ahornholz (Sturmschäden von 2021) und zusätzlich heimischer Fichte gefertigt und anschließend mit biologischen Ölen und Bioacryllacken hochwertig oberflächlich behandelt. Für die Aussenanlagen
wurden vornehmlich die gelagerten Materialien des Rückbaus verwendet; zb die Terrasse aus den alten Biberschwanz Schindeln, Wegebegrenzungen aus den Sparren des alten Dachstuhls. Als notwendiges aussteifendes Element wurde entlang der alten Holzstrickwand, die das Wohnhaus vom Stall trennte und zukünftig zwei Wohneinheiten bei Bedarf trennt, eine Stampfbetonwand errichtet. Die alte Holzwand diente hierbei als verlorene Schalung und konnte so erhalten werden, da sie jeglichem sonstigen Druck einer gewöhnlichen Stahlbetonwand nicht standgehalten hätte.
Innovative Lösungen und Verbesserung der Wohnqualität
Unser Hauptanspruch besteht darin, die richtige Balance zwischen einfachem Bauen und dem Einsatz sinnvoller Innovationen zu finden – sowohl technisch als auch in der Materialität. Es erfordert erstaunlich viel Mut und Hartnäckigkeit, sämtliche technische Regelaufbauten während des Prozesses immer wieder zu hinterfragen und regelmäßig zu reduzieren. Die Auseinandersetzung mit den einzelnen Gewerken und die Überzeugungsarbeit, die notwendig ist, um auf gewohnte und verinnerlichte Regelaufbauten zu verzichten, ist und bleibt spannend und manchmal auch aufreibend. Diese Herangehensweise spiegelt sich auch in den gestalterischen Entscheidungen wider. Wir haben nicht nur die bestehende Struktur bewahrt, sondern diese auch intelligent und zukunftsorientiert verbessert. Durch die gezielte Aufwertung der Licht- und Wohnqualität wurde eine Atmosphäre geschaffen, die sowohl das Erbe des Gebäudes respektiert als auch den modernen Anforderungen gerecht wird.
Nachhaltigkeit und energetisches Konzept
Als Dämmmaterial wurden ausschließlich Glasschaumschotter und Holzfaserdämmung verwendet. Beheizt wird das Gebäude durch eine Luftwärmepumpe und einen Holzscheitofen mit Wassertaschen. Langfristig wird das energetische Konzept durch eine Photovoltaikanlage mit Heizstab im Pufferspeicher ergänzt. Alle alten Holzblockaußenwände wurden mit einer Vorständerung zusätzlich gedämmt und neu verputzt. Auftsteigende Feuchtigkeit wurde mit Nullleitungen in den Außenwänden kompensiert, wodurch vollständig auf herkömmliche Abdichtungsmaßnahmen wie bituminöse Anstriche, parafinhaltige Injektionen und Horizontalsperren verzichtet werden konnte. Die gemauerten Bestandsaußenwände wurden zusätzlich mit Wandheizungen versehen. Der Bodenaufbau im Erdgeschoss wurde wie folgt realisiert: Das vorhandene Erdreich wurde abgegraben und mit 50 cm Glasschaumschotter aufgefüllt. Anschließend wurde eine bitumenfreie, alu-kaschierte Abdichtungsbahn verlegt, worauf die neue Bodenplatte gegossen wurde. Die Wärmereflexion der Alu-Schicht verbessert die Effizienz der integrierten Fußbodenheizung. Durch die neu geschaffene Gesamtmasse im Gebäude und die wiederhergestellten kleinen Fensterformate in Kombination mit dem erreichten Dämmwert (Effizienzhaus 85 EE*) ist ein angenehmes, kühles Raumklima auch in den zunehmend heißeren Sommern gesichert. Da das Gebäude im Außenbereich liegt und nicht an die Kanalisation angeschlossen ist, wurde eine Pflanzenkläranlage installiert. Das alte Dreikammernsystem wurde als Regenwasserspeicher für die Gartenbewässerung umfunktioniert.
Fazit und Ausblick
Unsere Arbeit am Haus Mönch ist nicht nur ein Projekt zur Rettung eines historischen Gebäudes, sondern auch ein Beispiel dafür, wie wir als AMU Architekten in Zukunft bauen wollen. Der bewusste und respektvolle Umgang mit Ressourcen und die
ständige Hinterfragung konventioneller Bautechniken sind für uns nicht nur eine Notwendigkeit in diesem speziellen Fall, sondern ein grundlegender Anspruch, den wir an alle unsere Projekte stellen. In unserer Entwurfspraxis streben wir danach,
Räume zu schaffen, die authentisch sind und Besucher mit positiver Energie empfangen. Dies gelingt durch die Suche nach Balance und die Schaffung eines Dialogs zwischen Architektur, Mensch, Natur und Kunst. Die Vielfalt des Ausdrucks in all
unseren Arbeiten zeigt, wie ein einziges Haus sowohl volle, reich gestaltete Räume als auch auf das Wesentliche reduzierte Zimmer vereinen kann, die die Essenz der Materialität betonen. Selbst bei minimalistischen Lösungen bleibt stets eine spürbare Wärme erhalten. Orte, die eine Verbindung zur Erde schaffen und zugleich Komfort bieten. Ein Gefühl, als könne man reisen, ohne jemals das Zuhause zu verlassen. Wir möchten Architektur erschaffen, die die Vergangenheit respektiert, in
der Gegenwart lebt und sich mutig den Herausforderungen der Zukunft stellt.
EN
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